Im Unterschied zum meisten, das zählt, wäre die Kunst ohne die Menschen nicht auf der Welt. ... Und die Kunst, das kann glauben, wer will, ist eine der höchsten Wahrheiten unseres Daseins. Aber es ist eben höchstens die höchste, und wer weiß schon einen Ausweg aus den Aporien? Das hatte sogar die Religion nicht in petto, deren Erbe die Kunst in ihren schönsten Perioden, in den Kunstperioden, angetreten hat.
Eines Tages wird auch die höchste Wahrheit von einer anderen relativiert. Sie bedeutet nichts, sie wird vergessen, sie stirbt, sie verschwindet in der Geschichte. Aber solange sie noch lebt, ist ihr Besitz ein schlechter Ersatz für das Omnipotenzgefühl, mit dem wir, wenn alles halbwegs funktioniert, als Kinder zur Welt gekommen sind und das uns dann der Lebenslauf hat abgewöhnen müssen.
Franz Schuh, FORTUNA - Aus dem Magazin des Glücks