Solange man wünscht, braucht man nicht glücklich zu sein; man erwartet es zu werden; wenn das Glück nicht kommt, so verlängert sich die Hoffnung und der Reiz der Täuschung dauert so lange, als die Leidenschaft, aus der sie entspringt. So ist dieser Zustand sich selbst genug, und die Unruhe, die er verursacht, ist eine Art Genuß, der für die Wirklichkeit entschädigt und vielleicht mehr wert ist, als sie. Wehe dem, der nichts mehr zu wünschen hat! Er verliert, so zu sagen, alles, was er besitzt. Man hat weniger Genuß von dem, was man verlangt, als von dem, was man hofft, und man ist nur glücklich, ehe man glücklich ist. ... Das Land der Träume ist das einzige in dieser Welt, das würdig ist, bewohnt zu werden, und so groß ist die Nichtigkeit der menschlichen Dinge, daß außer dem Wesen, welches durch sich selbst ist, nichts schön ist, als was nicht ist.
Jean Jacques Rousseau, Julie oder Die neue Heloise: Historischer Roman